Interview mit dem Kompetenzzentrum Gigabit.NRW

In einigen Bundesländern wird der Glasfaserausbau auf Landesebene nicht nur von einem zuständigen Ministerium gesteuert, sondern von Kompetenzzentren mitbegleitet. Diese Kompetenzzentren haben ganz unterschiedliche Namen, sind jedoch darin geeint, dass sie eine Scharnierfunktion zwischen Ministerium, Netzbetreibern und der kommunalen Ebene einnehmen. Oftmals sind sie nicht nur mit dem klassischen Breitbandausbau betraut, sondern bieten Dienstleistungen und Beratung im ganzen Digitalisierungsspektrum an. In Nordrhein-Westfalen wird das Kompetenzzentrum Gigabit.NRW seit 2016 durch PricewaterhouseCoopers (PwC) betrieben und ist dem Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen untergliedert.

Frage: Das Kompetenzzentrums Gigabit.NRW begleitet seit rund 6 Jahren den Glasfaserausbau in Nordrhein-Westfalen. Zwischen Breitbandkoordinator:innen und den zuständigen Ministerien sind Sie die Schnittstelle und der zentrale Ansprechpartner für die Digitalisierung im Land. Wie war die Ausgangslage zu Beginn Ihrer Arbeit und wo stehen wir heute?

Antwort: Vor 6 Jahren war die Organisation der Gigabitkoordinator:innen gerade im Aufbau und in der Regel gab es in Kreisen und Städten keine feste Zuständigkeit für das Thema Breitbandausbau. In den ersten Jahren haben wir als Kompetenzzentrum viel Unterstützung durch Schulungen, Informations-Veranstaltungen und der Vor-Ort-Beratung angeboten. Außerdem haben wir eine Reihe von Ratgebern und Leitfäden erstellt, die als Informationsmaterialien zur Verfügung gestellt werden.
Zu Beginn unserer Tätigkeit war der Ausbau mit Glasfaser noch keine Selbstverständlichkeit und es bedurfte noch erheblicher Aufklärungsarbeit, um zu erklären, warum nur Glasfaser-Infrastrukturen zukunftssicher und nachhaltig sind. Selbst das etwa zur gleichen Zeit gestartete Bundesförderprogramm für den Breitbandausbau hatte den Fokus zunächst noch auf die Ertüchtigung der aus Kupferdoppeladern bestehenden Anschlussnetzen gerichtet. Die Glasfaserquote lag bei rd. 6% (Quelle: BBAdB Ende 2015).

Mittlerweile ist der Ausbau mit Glasfaser nicht nur in geförderten Maßnahmen selbstverständlich geworden, sondern auch die Netzbetreiber konzentrieren sich bei ihrem Ausbau auf Glasfaser-Infrastrukturen und die Glasfaserquote in NRW ist auf ca. 17% gestiegen - mit zunehmender Dynamik.

Auch wir im Verband sehen eine sehr große Dynamik im Markt, die im Wesentlichen auch auf den eigenwirtschaftlichen Ausbau zurückzuführen ist. Dass viele Fortschritte in NRW beim Glasfaserausbau zu verzeichnen sind, zeigen auch die über 40 Netzbetreiber unseres Verbands, die allein in diesem Bundesland aktiv beim Glasfaserausbau bis in die Gebäude und Wohnungen sind. Sie sprachen den Technologiewechsel bereits an. Der Glasfaserausbau ist regionales Projektgeschäft. Ohne engagierte Bürgermeister:innen und Landrät:innen ist ein zügiger und unkomplizierter Ausbau oft nur schwer möglich. Vereinzelt zeigt sich in den Diskussionen mit den kommunalen Entscheidungsträger:innen und Bürger:innen noch, dass die Erkenntnis, dass kupferbasierte Lösungen schon in wenigen Jahren nicht mehr ausreichen, um das Bedürfnis nach schnellem Internet zu befriedigen, noch nicht in allen Köpfen angekommen ist. Halten Sie es für hilfreich, auch von Ihrer Perspektive der landesweiten Betrachtung, ein klares Glasfaserziel zu kommunizieren und in die Regionen zu transportieren?

Mit steigender Digitalisierung und Internetnutzung, auch - aber nicht nur nach den Erfahrungen aus der Corona-Pandemie - ist es unbestritten, dass nur durchgängige Glasfaser-Strecken bis zum Hausanschluss eine nachhaltige Lösung schaffen. Wir nehmen verstärkt wahr, dass nicht nur Experten und Netzbetreiber auf den Glasfaser-Ausbau setzen. Auch von Bürgermeister:innen und Landrät:innen wird eine möglichst vollständige Glasfaser-Versorgung in ihren Gebietskörperschaften angestrebt.
Als positives Signal für die weitere Beschleunigung des Glasfaser-Ausbaus in Deutschland registrieren wir das Engagements von zahlreichen neuen Netzbetreiber und Finanzinvestoren, die das Rendite-Potenzial der Glasfaser-Infrastrukturen erkannt haben.

Wir sprachen bereits über die großen Fortschritte, die beim Glasfaserausbau in NRW gemacht wurden. Trotzdem können die ausbauenden Unternehmen nicht immer das volle Potential ausschöpfen, weil es an Fachkräften und Kapazitäten im Tiefbau mangelt oder Genehmigungsverfahren langwierig und nicht standardisiert sind. Wo sehen Sie Möglichkeiten, zukünftig die Stellschrauben nachzuziehen?

Der Fachkräftemangel bei Netzplanern und Tiefbauern lässt sich nicht kurzfristig beheben. Aber es wird unerlässlich, die Ausbildungsgänge attraktiv zu gestalten. Bei den Genehmigungsverfahren hat die TKG-Novelle neue Randbedingungen für die Genehmigung und setzt Fristen für eine Genehmigungs-Fiktion. Das Online-Zugangs-Gesetz (OZG) wird mittels Digitalisierung die Bearbeitung von Aufbruch-Genehmigungen vereinheitlichen und beschleunigen.

Nachdem wir einen Fokus auf die Chancen, die im Verwaltungshandeln liegen, geworfen haben, erlauben Sie uns noch die letzte Frage – Was würden Sie sich von den Netzbetreibern für die Zukunft wünschen?

Im Vergleich zu früheren Jahren hat sich im Markt eine erfreuliche Tendenz gezeigt, dass die Netzbetreiber ihren Fokus auf Glasfaser legen und dass auch die Nachfrage nach entsprechenden Tarifen deutlich zunimmt. Der damit steigende Wettbewerb kann insbesondere dem ländlichen Raum zugutekommen. Hier wünschen wir uns, dass es frühzeitig einen Austausch mit den Gigabit-Koordinatoren vor Ort gibt, um auszuloten, welche Gebiete versorgt werden können und wie die Gebietskörperschaften die Aktivitäten im Rahmen des beihilferechtlich Möglichen unterstützen können. Für die weitere Planung ist zudem unser Wunsch, dass regelmäßig verlässliche Informationen zur aktuellen Versorgung und den konkreten Ausbauplanungen bereitgestellt werden. Für 12 Monate im Voraus könnte dies jeder Netzbetreiber im Zuge seiner eigenen Planungen und Beauftragung problemlos realisieren. Damit könnte schneller als bisher erkannt werden, in welchen Gebieten der Ausbau läuft und wo noch weitere Maßnahmen erforderlich werden.

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